100 Bücher
Hier wollen wir im Laufe der Zeit jene Bücher präsentieren, welche wir in unserer Liste der "100 Bücher, welche man in seinem Leben gelesen haben sollte", stehen haben.
20. Swift, Jonathan: Gullivers Reisen (1974)
Jonathan Swift (geb. am 30. November 1667 in Dublin, Königreich Irland; † 19. Oktober 1745 ebenda) war ein irischer Schriftsteller und Satiriker der frühen Aufklärung. Er hat auch unter folgenden Pseudonymen geschrieben: Isaac Bickerstaff, A Dissenter, A Person of Quality, A Person of Honour, M.B. Drapier, T.R.D.J.S.D.O.P.I.I. (The Reverend Doctor Jonathan Swift, Dean of Patrick’s in Ireland).
Ist ein satirischer Roman des irischen Schriftstellers, anglikanischen Priesters und Politikers Jonathan Swift. In der Originalfassung besteht der Roman aus vier Teilen und wurde 1726 unter dem Titel Travels into Several Remote Nations of the World in Four Parts By Lemuel Gulliver, first a Surgeon, and then a Captain of Several Ships veröffentlicht. In anschaulicher Erzählweise bringt Swift seine Verbitterung über zeitgenössische Missstände und seine Auffassung von der Relativität der menschlichen Werte zum Ausdruck. Durch die anschauliche Erzählweise der zweiteiligen Kinderbuchausgabe, in welcher Gulliver erst das Land der Zwerge entdeckt und dann im Land der Riesen landet, und in der die sozialkritischen und satirischen Positionen fehlen, wurde das Werk zu einem weltbekannten Jugendbuch. Der Roman ist, nach Campanellas Civitas solis und Bacons Nova Atlantis, der Höhepunkt einer im Gegensatz zu religiösen Entwürfen stehenden Gattung, die ohne unmittelbare Wirklichkeitsansprüche Bilder einer idealen Gesellschaft zum Thema hat.
19. Mann, Thomas: Der Zauberberg (1924)
Thomas Mann (1875-1955) wurde in Lübeck geboren. Er war ein deutscher Schriftsteller und einer der bedeutendsten Erzähler des 20. Jahrhunderts. Er wurde 1929 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Dem 1901 erschienenen ersten Roman Buddenbrooks folgten Novellen und Erzählungen wie Tonio Kröger, Tristan und Der Tod in Venedig.
Mit seinem dritten Roman, nach Buddenbrooks und Königliche Hoheit, spaltete Thomas Mann die Meinungen! Heute gilt Der Zauberberg allgemein als ein Meisterwerk an Stilvirtuosität und gekonnten Charakterzeichnungen. Dabei ist das Buch nur schwer einem Genre zuzuordnen: Es kann als Zeitroman, Bildungsroman oder auch als Parodie auf den Bildungsroman verstanden werden, auch als intellektueller oder metaphysischer Roman wurde es tituliert. Einig ist man sich immerhin darüber, dass der Autor mit diesem Werk die Tradition des modernen Romans mit begründet hat; er wird häufig in einem Atemzug mit Joyce’ Ulysses und Prousts Auf der Suche nach der verlorenen Zeit genannt.
18. Kafka, Franz: Sämtliche Erzählungen (1993)
Franz Kafka, * 3. Juli 1883 in Prag, Österreich-Ungarn; † 3. Juni 1924 in Kierling, Österreich, war ein deutschsprachiger Schriftsteller. Sein Hauptwerk bilden neben drei Romanfragmenten - Der Process; Das Schloss; Der Verschollene; - zahlreiche Erzählungen.
Glück sei ihm nur beschieden, falls er 'die Welt ins Reine, Wahre, Unveränderliche heben kann', notierte Kafka 1917 in seinem Tagebuch. Auch wenn er selbst sich mit seiner Erzählkunst an diesem Wunsch gescheitert sah – die ungeheure und anhaltende Wirkung seiner Prosa spricht für sich. Diese Ausgabe präsentiert alle zu Lebzeiten erschienenen Erzählungen des weltberühmten Prager Dichters sowie die von Max Brod aus dem Nachlaß herausgegebenen Prosastücke, deren faszinierende poetische Kraft bis heute ungebrochen ist.
17. Dumas, Alexandre: Der Graf von Monte Christo (1846)
Frankreich im Jahr 1814. Edmond Dantes, der Zweite Offizier des Handelsschiffes „Pharao“, wird nach einer langen Reise im Hafen von Marseille von seiner Verlobten Mercedes sehnsuchtsvoll erwartet. Bei der Wiedersehensfeier taucht plötzlich ein Kommissar mit einer Gruppe Soldaten auf und erklärt Dantes für verhaftet. Er wird beschuldigt, ein Bonapartist zu sein. Ohne Prozess wird er in das Gefängnis auf der Inselfestung Château d’If verfrachtet. Drei Männer, die ihm feindlich gesinnt sind, haben diese Intrige eingefädelt. Zunächst einmal der Seeoffizier Caderousse, der den gleichen Dienstgrad wie Dantes innehat und befürchtet, dieser könne statt ihm der nächste Kapitän auf der „Pharao“ werden. Der zweite Verschwörer ist der Offizier Fernand de Montcerf, der gerne Edmonds Verlobte für sich gewinnen möchte. Der dritte, der mit den zweien im Bunde ist, heißt Henri de Villefort, ein höherer Staatsbeamter, dessen Vater selbst ein glühender Bonapartist ist. Weil Dantes dieses Geheimnis kennt, soll er für immer von der Bildfläche verschwinden.
Im Château d’If sind 17 Jahre vergangen. Einem anderen Gefangenen, dem Abbé Faria, war es gelungen, sich mit Dantes in Verbindung zu setzen. Zwischen den beiden ist eine innige Freundschaft entstanden. Faria weiß um einen Schatz, den man vor vielen Jahren auf der Insel Monte Christo vergraben hat. Als sie für ihre Flucht einen unterirdischen Gang graben, stirbt der Abbé. Dantes kann fliehen, indem er sich in den Sack einnähen lässt, mit dem dieser vermeintlich ins Meer geworfen wird.
Dantes hebt den Schatz und gelangt dadurch zu einem unermesslichen Reichtum. Fortan gibt er sich als „Graf von Monte Christo“ aus. Mit diesem Titel kehrt er nach Marseille zurück, um sich an seinen Intriganten zu rächen. Er erfährt, dass sein Vater inzwischen vor lauter Kummer gestorben ist und Mercedes – im Glauben, er sei tot – Fernand de Montcerf geheiratet hat. Edmonds treu gebliebener Jugendfreund Morel ist finanziell ruiniert. Ihm gehört seine erste Hilfe. Weil sich seine drei Widersacher inzwischen in Paris angesiedelt haben, lässt er sich jetzt auch in dieser Stadt nieder.
Im Laufe der Zeit gelingt es Edmond Dantes, sich an seinen drei Feinden fürchterlich zu rächen. Offen bleibt, ob Mercedes und er noch einmal zueinander finden werden.
16. Poe, Edgar Allan : Meistererzählungen (1965)
Diese Geschichten sind hervorragende Beispiele dessen, was Edgar Allan Poes Ruf als >Magier des Schreckens< und >Fürst des Grauens< begründete. Ein Band mit seinen besten und grausigsten Erzählungen.
15. Orwell, George: 1984 (1949)
1984 (Originaltitel: Nineteen Eighty-Four, deutscher Alternativtitel: Neunzehnhundertvierundachtzig), geschrieben von 1946 bis 1948[1] und erschienen im Juni 1949, ist ein dystopischer Roman von George Orwell (eigentlich Eric Arthur Blair), in dem ein totalitärer Überwachungsstaat im Jahr 1984 dargestellt wird. Hauptperson der Handlung ist Winston Smith, ein einfaches Mitglied der diktatorisch herrschenden, fiktiven Staatspartei Sozialistische Partei Englands (orig. Ingsoc). Der allgegenwärtigen Überwachung zum Trotz will Smith seine Privatsphäre sichern und etwas über die real geschehene Vergangenheit erfahren, die von der Partei durch umfangreiche Geschichtsfälschung verheimlicht wird. Dadurch gerät er mit dem System in Konflikt, das ihn gefangen nimmt, foltert und einer Gehirnwäsche unterzieht.
Orwell begann mit dem Verfassen des Buches im Jahr 1946 während seines Aufenthaltes auf der Insel Jura vor der Küste Schottlandshttps://de.wikipedia.org/wiki/1984_(Roman) - cite_note-2 und stellte es Ende 1948 fertig. Der Titel enthält den Zahlendreher der Jahreszahl 1948 zu 1984 als Anspielung auf eine zwar damals noch fern erscheinende, aber (ähnlich wie Orwells vorangegangener Roman Farm der Tiere) doch eng mit der damaligen Gegenwart verknüpfte Zukunft. Die Erstausgabe des Buches kam in London am 8. Juni 1949 in den Verkauf.
Der Roman wird oft dann zitiert bzw. sein Titel oder der Name Orwell genannt, wenn es darum geht, staatliche Überwachungsmaßnahmen kritisch zu kommentieren oder auf Tendenzen zu einem Überwachungsstaat hinzuweisen.
15. Lindgren: Pippi Langstrumpf 1948
Pippi Langstrumpf (mit vollem Namen Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf, auf Schwedisch Pippilotta Viktualia Rullgardina Krusmynta Efraimsdotter Långstrump) ist die zentrale Figur einer dreibändigen Kinderbuch-Reihe der schwedischen Schriftstellerin Astrid Lindgren (1907–2002) und verschiedener darauf basierender Bearbeitungen.
Pippi ist ein selbstbewusstes neunjähriges Mädchen mit Sommersprossen, dessen rote Haare zu zwei abstehenden Zöpfen geflochten sind. Sie vereint in sich viele Eigenschaften, die sich Kinder ersehnen. Sie hat ein eigenes Pferd und ein Äffchen, lebt allein in einem eigenen Haus, besitzt übermenschliche Kräfte und erlebt gemeinsam mit ihren Freunden Tommy und Annika Abenteuer.
14. Bronte, Emily: Die Sturmhöhe (1938)
Schauplätze des Romans sind der von der Familie Earnshaw bewirtschaftete Gutshof Wuthering Heights, der auf einer windgepeitschten Anhöhe der Hochmoore von Yorkshire liegt, und das feudalere, im fruchtbaren Tal gelegene Herrenhaus Thrushcross Grange, das der Familie Linton gehört. Die Geschichte dieser beiden Familien wird über drei Generationen hinweg erzählt.
Das Geschehen wird beherrscht von dem Findelkind Heathcliff, das der alte Earnshaw als etwa sechsjähriges Kind in den Straßen Liverpools aufgelesen hat und zusammen mit seinen eigenen Kindern Hindley und Catherine (Cathy) aufzieht. Die Haushälterin Ellen Dean, genannt Nelly, wird für Heathcliff ein Mutterersatz. Während sie sich um ihn kümmert, lehnt sie sein fremdartiges Wesen zunächst ab, akzeptiert ihn aber mit der Zeit.
Nach dem Tode des alten Earnshaw wird Heathcliff von seinem Adoptivbruder Hindley schikaniert, herabgewürdigt und vom Herrenhaus in den Stall verbannt. Mit seiner Adoptivschwester Cathy dagegen verbindet Heathcliff eine tiefe Freundschaft. Cathy sieht in Heathcliff eine verwandte Seele: Beide sind wild, leidenschaftlich, willensstark, kompromisslos in ihren Ansprüchen und werden von Hindley tyrannisiert.
Als dessen junge Frau an Tuberkulose stirbt, verfällt Hindley der Trink- und Spielsucht und vernachlässigt Haus und Hof sowie seinen kleinen Sohn Hareton.
Einige Jahre später macht der junge Edgar Linton, der künftige Erbe von Thrushcross Grange, der nun sechzehnjährigen Cathy einen Heiratsantrag. Cathy sieht diese Heirat als Möglichkeit, den desolaten Verhältnissen auf Wuthering Heights zu entkommen. Als Heathcliff zufällig belauscht, wie Cathy zu Nelly sagt, eine Ehe mit Heathcliff würde sie gesellschaftlich entehren und der Luxus von Thrushcross Grange sei vorzuziehen, obwohl ihr Edgar gleichgültig sei, läuft der gekränkte Junge davon und verlässt die Gegend. Der Verlust des geliebten Ziehbruders und engsten Vertrauten stürzt Cathy in eine tiefe Nervenkrise, die sich auch in einem lebensbedrohlichen Fieber äußert. Der besorgte Edgar Linton nimmt Cathy mit auf die Grange, wo sie einige Monate später heiraten.
Nach drei Jahren kehrt Heathcliff als gut aussehender und reicher junger Mann zurück und versucht, Catherine für sich zu gewinnen: Er dringt in ihre Ehe mit Edgar ein, ihre alte Liebe zu Heathcliff flammt wieder auf. Da sie aber von ihrem Ehemann schwanger ist, ist sie trotz ihrer Missachtung der bürgerlichen Moral nicht zu einer Aufgabe der Ehe bereit. Stattdessen wünscht sie sich Heathcliff als Freund und Vertrauten, den auch Edgar akzeptieren soll. Heathcliff aber begehrt Cathy für sich allein und beginnt in seinem Groll, sich an den Familien Earnshaw und Linton zu rächen. Zunächst heiratet er gegen Edgars Willen dessen Schwester Isabella Linton und misshandelt sie in der Ehe. An dem daraus folgenden Konflikt zwischen Edgar und Heathcliff zerbricht Catherine: Sie stirbt bei der Geburt ihrer Tochter Catherine.
Der schwangeren Isabella gelingt schließlich die Flucht nach London, wo ihr Sohn zur Welt kommt: Linton, ein kränkliches Kind. Während dieser Zeit ruiniert Heathcliff den spiel- und trunksüchtigen Adoptivbruder Hindley und bringt sich in den Besitz von Wuthering Heights. Hindleys kleinen Sohn Hareton hetzt er gegen den Vater auf. Nach dessen plötzlichem Tod im Alkoholdelirium zieht Heathcliff Hareton aus Rache an Hindley in bäuerlichen, ungebildeten Verhältnissen auf. Doch misshandelt er den Jungen nicht, wie es Hindley einst mit ihm selbst getan hat, und Hareton entwickelt große Zuneigung zu seinem Pflegevater.
Nach dem Tode Isabellas nimmt Heathcliff seinen chronisch kranken und missmutigen Sohn Linton zu sich. Jahre später lockt er die nunmehr sechzehnjährige Catherine nach Wuthering Heights, um sie mit Linton zusammenzubringen. Schließlich, als ihr Vater Edgar an einer Lungenentzündung erkrankt, zwingt Heathcliff das Mädchen zur Ehe mit Linton. Edgar stirbt, ohne sein Testament, welches Linton als Erben vorsieht, zu Catherines Schutz noch ändern zu können. Kurze Zeit später stirbt auch Linton. Nach dem zur Zeit der Handlung geltenden Erbrecht fällt der gesamte Besitz an den nächsten männlichen Verwandten, an Heathcliff.
Heathcliff ist nun Herr über beide Häuser. Aus Geiz vermietet er Thrushcross Grange, welches er eigentlich aus Rache abreißen lassen wollte, an einen Fremden: den jungen Lockwood. Als Lockwood bei seinem Antrittsbesuch eine Nacht auf Wuthering Heights verbringt, hat er eine mysteriöse Vision: Der Geist Catherine (Cathy) Earnshaws erscheint ihm am Fenster und fleht um Einlass. Heathcliff erleidet einen Schock durch Lockwoods Bericht, der eine plötzliche, drastische Wende in seiner Person hervorruft. Seine Energie ist verbraucht. Er kann oder will nicht mehr verhindern, dass sich Catherine um die Bildung Haretons bemüht und dass sich zwischen beiden eine Liebesbeziehung entwickelt. Schließlich kann Heathcliff vor Entkräftung nicht mehr essen, trinken und schlafen. Am Ende verfällt er einer nicht erklärten Verzückung und stirbt eines Nachts im Zustand der Ekstase. Das Fenster an seinem Bett steht offen.
13. Márquez, Gabriel Garcia: Die Liebe in den Zeiten der Cholera (1985)
Der Roman beginnt um das Jahr 1930 herum an einem Pfingstsonntag, an dem der 81-jährige Arzt Juvenal Urbino in Cartagena stirbt, als er seinen entflogenen Papagei vom Baum holen will und von der Leiter stürzt. Voraus geht eine Reihe von Vorausdeutungen auf Urbinos Tod: Der Selbstmord des mit ihm befreundeten Antillenflüchtlings Jeremiah de Saint-Amour. Das im sintflutartigen Regenfall fast untergegangene Festmahl bei Doktor Lácides Olivella. Die Beschädigungen in Haus und Garten durch die tragikomischen Versuche, den Papagei einzufangen. Auch sein Begräbnis und die Totenfeier am nächsten Tag sind von Überschwemmungen beeinträchtigt. Bei der Verabschiedung der Trauergäste nähert sich der 72-jährigen Witwe überraschend der vier Jahre ältere Florentino Ariza mit den Worten: „Fermina, auf diese Gelegenheit habe ich über ein halbes Jahrhundert gewartet, um Ihnen erneut ewige Treue und stete Liebe zu schwören.“ Fermina reagiert empört und schickt ihn weg.
Kp. 2–5 erzählen im Rückblick die romantische Liebe der beiden Jugendlichen, ihre Trennung und die folgende 50-jährige Entwicklung in einer Mischung aus Realitätsdarstellung und sagenhafter Übersteigerung.
12. Homer: Odysseus (1974) (Adaptierung Lechner, Auguste)
Auguste Lechner berichtet in Form eines historischen Jugendromans von den Irrfahrten des Odysseus. Odysseus ist der König der Insel Ithaka, Sohn des Laertes und der Antikleia. Die Ilias, Homers Mythos über den trojanischen Krieg, endet mit der Erstürmung Trojas im zehnten Jahr des trojanischen Krieges. Die griechischen Helden mussten heimkehren. Odysseus aber war es bestimmt, zehn Jahre auf der Suche nach seiner Heimat umherzuirren.
11. Voltaire: Candide oder der Optimismus (2019) (Adaptierung Lehmann, Ilse)
Voltaire wählt als Schauplatz für seine Geschichte, die er analog zu vielen Mythologien (inklusive der biblischen) in der ursprünglichen „besten aller möglichen Welten“ des Anfangs beginnen lässt, das „herrlich friedliche Westfalen“. Der einfach gestrickte Held Candide, der illegitime Neffe des westfälischen Barons Thunder-ten-tronckh, wird aus dem westfälischen Heimatschloss verbannt, nachdem er mit der traumhaft schönen Prinzessin Cunégonde in flagranti ertappt worden ist. Die Vertreibung gerät ihm zur Verstoßung aus jenem Paradies, in dem ihm sein Lehrer Pangloss (von altgriechisch pan „alles, umfassend“ und glossa „Zunge, Sprache“, also ungefähr „Allessprecher“) die Leibnizsche Theorie der „besten aller Welten“ versucht näherzubringen (siehe auch Panglossianismus).
Auf der anschließenden Reise wird die Theorie des Optimismus zusehends ad absurdum geführt. Denn was ihm auf der Reise quer durch Europa und nach Übersee widerfährt, ist durch eine Kette zufälliger Unglücke, Katastrophen und unwahrscheinlicher Rettungen gekennzeichnet, die ihn an die entlegensten Orte der Welt führen. So gerät er in die Fänge bulgarischer Soldaten, die einen grausamen Krieg führen, kommt nach Lissabon, als dort das allbekannte, verheerende Erdbeben hereinbricht, um dort seine geliebte, inzwischen versklavte, verwundete und nahezu pausenlos vergewaltigte Cunégonde zu entdecken. Schon bald muss er sie jedoch verlassen, um sein Leben zu retten, und flüchtet über Cádiz, wo er den Begleiter Cacambo trifft, nach Paraguay. Dort begegnet er einem jesuitischen deutschen Baron, der sich als Bruder Cunégondes entpuppt. Als dieser erfährt, dass der bürgerliche Candide seine adelige Schwester heiraten will, ist er darüber so empört, dass er Candide töten will, dabei allerdings selbst ums Leben kommt.
Wieder muss Candide fliehen. Auf einem reißenden unterirdischen Fluss gelangt er, zusammen mit seinem treuen Begleiter Cacambo, unvermutet nach El Dorado, einem ringsum von steilen Bergen hermetisch abgeriegelten ehemaligen Inkareich, in dem Gold und Edelsteine die Straßen pflastern und in dem Toleranz, Wohlstand und Frieden perfekt verwirklicht sind. Einen Monat lang werden die beiden Abenteurer gastfreundlich verwöhnt und kommen aus dem Staunen nicht heraus. Doch dann verlässt Candide dieses Paradies wieder, um, mit Reichtümern schwer bepackt, nach Cunégonde als dem einzig wahren Glück zu suchen. Auf der Reise trifft er in Surinam auf den alten Philosophen Martin und macht ihn zu seinem zweiten Gefährten. In den Gesprächen mit diesem lebenserfahrenen holländischen Pessimisten lernt Candide Habgier und Bosheit als die treibenden Kräfte des menschlichen Lebens erkennen. So wird er allmählich kritischer und schenkt der optimistischen Philosophie nach all dem Leid, das er in aller Welt gesehen bzw. selbst erfahren hat, immer weniger Glauben.
Nach enttäuschenden Aufenthalten in Paris (wo Candide seiner Cunégonde für eine Nacht untreu wird), Portsmouth und Venedig erreichen Candide, Martin und Cacambo schließlich Konstantinopel. Dort finden sie nicht nur seinen längst totgeglaubten Lehrer Pangloss, sondern auch Cunégonde wieder, letztere allerdings grauenvoll verstümmelt. Resigniert beschließt Candide, sie dennoch zu heiraten. Er kauft ein Landgut, in dem er sich mit seinen Begleitern niederlässt und der Landwirtschaft widmet. Dort gibt jeder sein Bestes („chacun se mit à exercer ses talents“), die hässliche Cunégonde wird eine gute Köchin, der weise Martin empfiehlt: „Travaillons sans raisonner, […] c’est le seul moyen de rendre la vie supportable“ („Lasst uns arbeiten ohne nachzudenken, das ist das einzige Mittel, das Leben erträglich zu machen“), und Pangloss, der nach wie vor einen ungetrübten Optimismus predigt, wird von Candide im letzten Satz der Novelle mit der Erkenntnis beschieden: „Cela bien dit, […] mais il faut cultiver notre jardin“ („Gut gesagt, aber unser Garten muss kultiviert werden“). So bietet Voltaire in seinem negativen Märchen, das die unausrottbare Unverbesserlichkeit des Menschen zum Thema hat, in der Beschränkung auf die gemeinsame banale häusliche Arbeit letztlich doch noch einen Ausweg.
10. Kafka, Franz: Der Prozess (1946)
Der Bankprokurist Josef K., der Protagonist des Romans, wird am Morgen seines 30. Geburtstages verhaftet, ohne sich einer Schuld bewusst zu sein. Trotz seiner Festnahme darf sich K. noch frei bewegen und weiter seiner Arbeit nachgehen. Vergeblich versucht er herauszufinden, weshalb er angeklagt wurde und wie er sich rechtfertigen könnte. Dabei stößt er auf ein für ihn nicht greifbares Gericht, dessen Kanzleien sich auf den Dachböden großer ärmlicher Mietskasernen befinden. Die Frauen, die mit der Gerichtswelt in Verbindung stehen und die K. als „Helferinnen“ zu werben versucht, üben eine erotische Anziehungskraft auf ihn aus.
Josef K. versucht verzweifelt, Zugang zum Gericht zu finden, doch auch dies gelingt ihm nicht. Er beschäftigt sich immer öfter mit seinem Prozess, obwohl er anfangs das Gegenteil beabsichtigte. Er gerät dabei immer weiter in ein albtraumhaftes Labyrinth einer surrealen Bürokratie. Immer tiefer dringt er in die Welt des Gerichts ein. Gleichzeitig dringt jedoch auch das Gericht immer mehr in Josef K.s Leben ein. Ob tatsächlich ein irgendwie gearteter Prozess heimlich voranschreitet, bleibt sowohl dem Leser als auch Josef K. verborgen. Gleiches gilt für das Urteil: K. erfährt es nicht, aber er empfindet selbst, dass seine Zeit abgelaufen ist. Josef K. fügt sich einem nicht greifbaren, mysteriösen Urteilsspruch, ohne jemals zu erfahren, weshalb er angeklagt war und ob es tatsächlich dazu das Urteil eines Gerichtes gibt. Am Vorabend seines 31. Geburtstages wird Josef K. von zwei Herren abgeholt und in einem Steinbruch „wie ein Hund“ erstochen.
9. Camus, Albert: Der Fremde (1942)
Der Roman erzählt die Geschichte eines introvertierten Mannes namens Meursault. Er hat einen Mord begangen und wartet in seiner Gefängniszelle auf die Hinrichtung. Die Handlung spielt im Algerien der 1930er Jahre. Der Name Meursault ist möglicherweise abgeleitet von „Meurs, sot!“, zu Deutsch etwa „Stirb, (du) Trottel!“
Der Roman ist in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil beginnt mit den Worten: „Heute ist Mutter gestorben. Oder vielleicht gestern, ich weiß es nicht.“ Bei der Beerdigung seiner Mutter zeigt sich Meursault ohne jegliche Emotionen. Die fehlende Anteilnahme beruhte offensichtlich auf Gegenseitigkeit. Der Roman setzt mit einer Dokumentation der folgenden Tage von Meursaults Leben aus der Ich-Perspektive fort.
Meursault zeigt sich als Mensch, der antriebslos in den Tag hineinlebt, der zwar Details seiner Umgebung wahrnimmt, jedoch Gewalt und Ungerechtigkeit emotionslos akzeptiert. Kurz nach der Beerdigung seiner Mutter beginnt er eine Liebesaffäre, was später als Beweis für seine emotionale Kälte angeführt wird. Der Protagonist gibt sich zufrieden, wenn sein Alltag routinemäßig wie eh und je abläuft.
Sein Nachbar Raymond Sintès, der der Zuhälterei verdächtigt wird, freundet sich mit ihm an. Meursault hilft Raymond, eine Mätresse, eine Araberin, die er als ehemalige Freundin ausgibt, anzulocken. Raymond bedrängt und demütigt die Frau. Später begegnen Meursault und Raymond dem Bruder der Frau und dessen Freunden am Strand, es kommt zu einer Schlägerei. Kurz danach trifft Meursault wiederum einen Araber aus dieser Gruppe, der bei seinem Anblick ein Messer zieht. Vom Glanz der Sonne auf der Messerklinge geblendet, umklammert Meursault einen von Raymond ausgeliehenen Revolver in der Tasche, zieht die Waffe und tötet den Araber mit einem Schuss. Ohne besonderen Grund gibt er unmittelbar darauf vier weitere Schüsse auf den Leichnam ab, was vor Gericht zum Ausschluss von Notwehr und unbeabsichtigtem Totschlag führt und letztlich die Verurteilung als Mörder bewirkt. Meursaults mögliche teilweise Unzurechnungsfähigkeit, nach Stunden in praller Sonne, steht im Raum.
Der zweite Teil des Buches behandelt den Prozess. Hier wird der Protagonist erstmals damit konfrontiert, wie er durch sein gleichgültiges Verhalten auf Gottesfürchtige wirkt. Den Vorwurf, er sei gottlos, nimmt er kommentarlos hin und verteidigt sich nicht. Sein gleichgültiges Verhalten deutet er selbst als konsequenten Lebensansatz. Meursault wird zum Tod durch die Guillotine verurteilt. Als der Gefängnisgeistliche in der Todeszelle für ihn beten will, bricht er in Wut aus, doch zum Schluss wird er empfänglich „für die zärtliche Gleichgültigkeit der Welt“.
8. Alighierie, Dante : Die Göttiche Komödie (1877)
Die Göttliche Komödie, italienisch ursprünglich Comedia oder Commedia (deutsch „Komödie“), in späterer Zeit auch Divina Commedia genannt, ist das Hauptwerk des italienischen Dichters Dante Alighieri (1265–1321). Sie entstand während der Jahre seines Exils und wurde wahrscheinlich um 1307 begonnen und erst kurze Zeit vor seinem Tod vollendet (1321). Die in Hölle, Fegefeuer und Paradies aufgeteilte Divina Commedia gilt als bedeutendste Dichtung der italienischen Literatur und hat die italienische Sprache als Schriftsprache begründet. Zudem wird sie als eines der größten Werke der Weltliteratur angesehen.
Politisch hing die Entstehung und Nachwirkung des Werkes mit dem lang andauernden Konflikt zwischen Ghibellinen und Guelfen (Kaiser- und Papstanhänger) zusammen, der das mittelalterliche Italien beherrschte, worauf hier aber nicht eingegangen wird, zumal Dantes Dichtung sich im Gegensatz zu diesem Konflikt als zeitlos erwiesen hat. Dante selbst gehörte zu den kaiserfreundlichen, als „fast ghibellinisch“ beschriebenen Weißen Guelfen seiner Heimatstadt Florenz.
7. Cervantes Saavedra, Miguel de: Don Quijote (1963)
Don Quichotte [kiˈʃɔt] in französischer Orthografie, teilweise auch im deutschen Sprachraum verwendet) ist die allgemeinsprachliche Bezeichnung für den spanischsprachigen Roman El ingenioso hidalgo Don Quixote de la Mancha von Miguel de Cervantes, übersetzt Der sinnreiche Junker Don Quijote von der Mancha, und gleichzeitig der Name des Protagonisten. Der erste Teil wurde 1605 veröffentlicht, der zweite 1615 unter dem Titel Segunda parte del ingenioso caballero don Quixote de la Mancha.
Don Quijote ist ein seinen Ritterromanen verfallener Leser, der unfähig erscheint, zwischen Dichtung und Wahrheit zu unterscheiden. Er hält sich für einen stolzen Ritter, dem vermeintlich das Schicksal ein kühnes Abenteuer nach dem nächsten zu bestreiten auferlegt. Er steigt auf sein klappriges Pferd Rosinante und kämpft unter anderem gegen Windmühlen. Treu an seiner Seite reitet der nur scheinbar naive Schildknappe Sancho Panza (auch: Sancho Pansa) und versucht, seinen Herrn vor schlimmerem Unheil zu bewahren. Meist enden die Episoden damit, dass Don Quijote verprügelt wird und wenig ruhmreich als „Ritter von der traurigen Gestalt“ auftritt. Im 1615 vorgelegten zweiten Teil ist der – immer noch verarmte – Landadelige Don Quijote eine literarische Berühmtheit geworden.
6. Dostojewski, Fjodor M. : Die Brüder Karamasow (2000)
Dostojewskis Roman hat einen ähnlichen Aufbau wie eine Kriminalgeschichte: Konfliktsituation in einer Familie, Mord, Recherchen und Verhaftung des Verdächtigen, Gerichtsverhandlung mit Zeugenaussagen, Plädoyers und Urteil. Der Leser verfolgt diese Abläufe, erfährt gegen Ende, wer der Täter ist, und erlebt die Entwicklung eines Justizirrtums mit. Die Bedeutung des Romans besteht allerdings in der Verbindung dieser Spannungselemente mit einer Darstellung der gesellschaftlichen Struktur und der politisch-philosophischen Diskussionen im damaligen Russland. Ein Abbild dieser Situation ist die Familie Karamasow mit Kindern aus verschiedenen legalen und illegalen Beziehungen, der Dienerschaft und den Liebesbeziehungen zu sozial unterschiedlich bewerteten Frauen. Der Roman endet für die Beteiligten mit einer Katastrophe: Sie sind entweder körperlich oder seelisch krank oder müssen in die Verbannung gehen bzw. aus Russland fliehen. Dostojewskis Hoffnungsträger für eine neue moralische Gesellschaft ist der am Schluss von den Jugendlichen umjubelte Alexej.
5. Dostojewski, Fjodor M.: Die Dämonen (2000)
Das Buch wurde mehrfach ins Deutsche übertragen. Eine frühe Übersetzung vom Beginn des 20. Jahrhunderts stammt von Elisabeth Kaerrick unter dem Pseudonym E. K. Rahsin, die den Titel Die Dämonen wählte. Spätere Übersetzungen von Hermann Röhl bzw. Marianne Kegel behielten diesen Titel bei. Von Hermann Röhl gibt es allerdings auch eine Übertragung unter dem Titel Die Teufel. Teilweise wurde der Titel auch mit Die Besessenen übersetzt. Swetlana Geier übersetzte das Buch 1998 unter dem Titel Böse Geister.
Der Originaltitel Бесы bezieht sich auf böse Geister der russischen Volksmythologie, die von Lebenden Besitz ergreifen können. Dem Buch ist die Stelle aus dem Neuen Testament (Lk 8,32–36 EU) vorangestellt, in der die Teufel von einem Menschen aus- und in eine Herde von Säuen hineinfahren, die sich daraufhin in einen See stürzen und ertrinken. Die Übersetzung Die Besessenen ist somit ähnlich ungenau wie Die Dämonen, da Dämonen in der westeuropäischen Tradition eine andere Bedeutung haben als die bösen Geister der russischen Sagen. Dostojewski trifft diese Unterscheidung im Roman auch selbst.
4. Twain, Mark: Die Abenteuer des Tom Sawyer (1999)
Das Buch zählt zu den Klassikern der Jugendliteratur; es sprach und spricht aber auch viele Erwachsene an. Es wird, für die Zeit um 1876 ungewöhnlich, in der damals gängigen Alltagssprache erzählt, womit der Autor ein Gegenkonzept zu den damals üblichen Kinderbüchern über Musterknaben und brave Mädchen entwarf.
3. Twain, Mark; Huckleberry Finns Abenteuer (2010)
(im Original Adventures of Huckleberry Finn) ist der erfolgreichste Roman von Mark Twain und gilt als Schlüsselwerk der US-amerikanischen Literatur. Er wurde am 10. Dezember 1884 in Großbritannien und Kanada und am 18. Februar 1885 in den Vereinigten Staaten veröffentlicht. Die erste deutsche Übersetzung verfasste Henny Koch mit dem Titel Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (1890).
Der Ich-Erzähler ist Huck Finn selbst. Mark Twain simuliert die Perspektive und die Sprache eines Jungen, der seiner Zeit und seiner Umwelt verhaftet ist, sie aber auch in Frage stellt.
2. Tolstoi, Leo: Krieg und Frieden (2008)
Die Schicksale der russischen Adelsfamilien Rostow und Bolkonski zu Beginn des 19. Jahrhunderts, des gutmütigen, steinreichen Pierre Besuchow und der intriganten Kuragins, Familienfeiern, Empfänge, Abendgesellschaften, Duelle, Niederkunfts- und Sterbeszenen, Jagden, Reisen, Bälle in Petersburg und Moskau, Theatervorstellungen, weihnachtliche Schlittenfahrten – an all dem lässt Tolstoi seinen Leser Anteil nehmen. Das Leben jedes einzelnen ist eng verwoben mit einem um- fassenden, beeindruckenden Geschichtsbild Europa während der Napoleonischen Kriege, in dem der Autor die bedeutendsten Persönlichkeiten jener Zeit porträtiert.
1. Dostojewski, Fjodor M.: Der Idiot (1869)
Nach einem Sanatoriumsaufenthalt kehrt der kindlich-naive und an Epilepsie leidende Fürst Myschkin nach Rußland zurück. Sein demütiges und mitleidendes Wesen wirkt anziehend auf seine von Schmerz, Schuld und Bosheit geprägte Umgebung. Immer weiter verstrickt er sich in die Ränkespiele um die schöne Nastasja und seinen Rivalen Rogoschin. Neben Cervantes’ Don Quijote und Dickens’ Mr Pickwick gehört der tragikomische Held aus Dostojewskis drittem Roman als Verkörperung des Sittlich-Schönen zu den großen idealistischen Figuren der Weltliteratur.